So geht es Österreichs Jugend
Bei unserer diesjährigen anonymen AK Young Umfrage 2023 wollten wir wissen, wie es den jungen Menschen geht. Was macht sie glücklich, was stresst sie und wie gehen sie mit dem Thema Mobbing um?
Die Resonanz auf die Umfrage war erfreulich hoch und wir haben jede Menge qualifiziertes Feedback und einen guten Überblick über die Stimmungslage der Youngsters bekommen.
DANKE an die 1.789 Teilnehmer:innen (Lehrlinge, Schüler:innen, Student:innen, junge Arbeitnehmer:innen) der anonymen Online-Umfrage!
„Ich fand die Umfrage sehr wichtig und es wäre auch gut, das an die Öffentlichkeit weiterzugeben und mehr Leute darauf aufmerksam zu machen (besonders die Lehrer). Denn wirklich viele und immer mehr Jugendliche haben mit diesen Problemen zu kämpfen.“
Stimmungsbarometer
So richtig gut geht es nur 22 Prozent der Jugendlichen. Die Hälfte der Jugendlichen haben „eher gut“ ausgewählt, 20 Prozent „eher schlecht“. Fünf Prozent der Befragten haben ihre psychische Verfassung sogar als „sehr schlecht“ angegeben.
Fitness
Ihre körperliche Verfassung haben die jungen Menschen ein wenig besser als ihre psychische Verfassung bewertet. 28 Prozent geht es körperlich sehr gut, der Hälfte „eher gut“ und 18 Prozent eher schlecht. Nur 2 Prozent bewerten ihre körperliche Verfassung als „sehr schlecht“.
Und es wird auch was für die Fitness getan. 67 Prozent machen gerne Sport, 26 Prozent üben zwei bis dreimal pro Woche eine Sportart aus bzw. gehen ins Fitness-Studio. 21 Prozent betätigen sich sogar mehr als drei Mal pro Woche sportlich. „Sportmuffel“ sind nur ein Viertel der befragten Jugendlichen.
“Ich bin froh, dass endlich mehr Fokus auf das Thema mentale Gesundheit unter Jugendlichen gelegt wird. Es ist schön, dass offener darüber gesprochen wird.“
Bei den Sportaktivitäten stehen Laufen, Fußball und Fitnessstudio mit rund 22 Prozent hoch im Kurs.
Gefolgt von Volleyball und Wandern mit 12 Prozent. Basketball (9 %), Skifahren/Snowboarden (10 %) und Tennis/Tischtennis (8 %), E-Sports (7 %), Kampfsport (8 %) und Yoga (5 %) sind auch recht beliebt. Weitere Nennungen: Cheerleading, Handball, Radsport, Reiten, Poledance, Schwimmen, Tanzen, Badminton und Kickboxen.
Glücksgefühle
Glück kann man nicht kaufen. Und das zeigt auch die Umfrage. 70 Prozent sind glücklich, wenn sie Freund:innen treffen, 67 Prozent beim Musik hören, über 50 Prozent wenn sie Zeit mit der Familie verbringen und 34 Prozent beim Aufenthalt in der Natur. Aber auch Sport machen (35 %), Shoppen (28 %), Partys besuchen (30 %), Sex haben (22 %) oder Urlaub planen (26 %) steigert die Glücksgefühle der Jugendlichen. 17 Prozent der Jugendlichen macht es auch „happy“ wenn sie Alkohol oder Drogen konsumieren. Und die Social Media Nutzung trägt mit 31 Prozent zum Glücksgefühl bei.
Probleme
Leider ist das Leben nicht immer nur „nice“ – da gibt es auch Krisen, Herausforderungen und Probleme.
Ein Viertel der befragten Jugendlichen gaben an, derzeit keine Probleme zu haben. Aber 33 Prozent der Jugendlichen haben Zukunftsängste, 30 Prozent leiden unter Schlafstörungen und 29 Prozent kämpfen mit Depressionen. Angststörungen (20 %), Essstörungen (15 %), Liebeskummer (15 %), Geldsorgen (18 %) und Kontrollzwang (8 %) betreffen auch viele Jugendliche.
„Die Schule ist zu viel psychischer Stress, vor allem wenn man auch andere Probleme hat. Das Schulsystem muss geändert werden.“
Get Help
An wen wenden sich die Jugendlichen bei den oben genannten Problemen? Die Hälfte der Befragten redet mit Kolleg:innen, 40 Prozent mit Therapeut:innen, 6 Prozent mit Lehrer:innen und 4 Prozent mit Freund:innen und Familie. Sehr hoch ist aber auch der Prozentsatz derer, die Probleme mit sich selbst ausmachen: 37 Prozent, also jede/r dritte Befragte. Ein paar wenige befragen auch Chat GPT bei Problemen.
„Jugendliche in meinem Alter sind oft zu schüchtern um Therapeuten zu besuchen. Ich traue mich auch nicht. In der Schule wird meiner Meinung nach am meisten gemobbt. In der Schule sollten Themen wie Mobbing, Gewalt und Psychologie unterrichtet werden.“
Was hilft bei Problemen?
Wenn es den jungen Befragten schlecht geht, dann helfen 65 Prozent Musik hören, 52 Prozent Freund:innen treffen und 34 Prozent Zeit mit der Familie verbringen. Vielen geht es auch besser, wenn sie Sport machen (27 %), sich in der Natur aufhalten (26 %) oder Social Media nutzen (25 %). Weitere häufige Problemlöser sind Partys besuchen (18 %), Shoppen (14 %), Alkohol/Drogen konsumieren (14 %), Sex haben (12 %) und Urlaub planen (10 %).
Social Media Nutzung
Wenig überraschend ist die Social Media Nutzung bei Jugendlichen sehr hoch. Sie verbringen viel Zeit mit Social Media: 30 Prozent über 4 Stunden, 30 Prozent zwischen 3 und 4 Stunden und 27 Prozent zwischen 1 bis 2 Stunden. Nur 4 Prozent der befragten Jugendliche haben 1 Stunde Social Media Nutzung pro Tag angegeben.
„Social Media ist ein großes Problem. Dagegen sollte was gemacht werden. Ich habe alles am Handy gelöscht, weil es die Psyche so belastet.“
Im Social Media Ranking liegt Whats App mit 80 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Snapchat, Instagram und Youtube mit rund 70 Prozent. Tik Tok ist und bleibt Trend mit rund 66 Prozent. Pinterest nutzen 31 Prozent, Discord 28 Prozent und Twitch 19 Prozent. Die Facebook Nutzung liegt bei 19 Prozent. Telegram hat die geringste Nutzungsrate mit 7 Prozent.
Mobbing
Viele junge Menschen haben leider Erfahrungen mit Mobbing. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen ist bereits mit Mobbing in Form von Beleidigung, Bedrohung oder Belästigung konfrontiert gewesen. Das geht von verletzenden und diskriminierenden Äußerungen bis hin zu körperlichen Attacken, wie Treten, oder Schlagen. Keine Erfahrung mit Mobbing hat ein Drittel der jungen Befragten.
Hot-Spot für Mobbing-Attacken ist die Schule mit über 50 Prozent, gefolgt vom Internet (15 %), zuhause (6 %) und 5 Prozent am Arbeitsplatz.
Als Mobbing werden von den Befragten körperliche Angriffe (55 %), Belästigungen (29 %) und Beleidigungen (17 %) empfunden.
„Mobbing ist schlimm. Ich war selbst in meiner Hauptschulzeit das Mobbing Opfer der Schule und niemand hat etwas unternommen.“
Gefragt nach den Orten, wo es ihrer Meinung nach am meisten zu Mobbing kommt, haben die meisten Jugendlichen die Schule mit 78 Prozent und das Internet (Cybermobbing) mit 61 Prozent genannt. 15 Prozent haben den Arbeitsplatz angegeben und 4 Prozent zuhause.
Bei 13 Prozent der Jugendlichen, die in letzter Zeit eine Mobbing-Attacke erlebt haben, sieht das Ergebnis ein wenig anders aus. Da hat das Mobbing zu 50 Prozent in der Schule stattgefunden und zu 14 Prozent im Internet. Bei 6 Prozent gab es Mobbing zuhause und für 5 Prozent am Arbeitsplatz.
Hauptsächlich ging das Mobbing von Schüler:innen (47 Prozent) aus. Einen relativ hohen Anteil haben Mobbing-Angriffe von unbekannten Personen: 12 Prozent. Bei 9 Prozent waren die Lehrer:innen für das Mobbing verantwortlich, bei 5 Prozent Kolleg:innen und bei 2 Prozent Vorgesetzte.
Aber was tun die Jugendlichen, wenn sie mit Mobbing konfrontiert sind? 41 Prozent wenden sich direkt an die Täter:innen. Viele Jugendliche, die mit Mobbing konfrontiert sind, suchen Hilfe bzw. sprechen über Ihre Probleme mit der Familie (34 %), Freund:innen (37 %), Vertrauenslehrer:innen (10 %), Kolleg:innen und/oder Vorgesetzte (4%). 20 Prozent wehren sich gegen Mobbing, aber 14 Prozent unternehmen nichts dagegen bzw. machen es mit sich selbst aus.
„Danke für diese tolle Umfrage, es sollte sich viel mehr über dieses Thema drehen und offen gesprochen werden!“
Oft ist es Jugendlichen unangenehm, über die Mobbing-Attacken zu sprechen. Oder sie haben niemanden, an den sie sich wenden können. Aber leider hört Mobbing in den seltensten Fällen von selber wieder auf. Deshalb ist es wichtig, Gegenmaßnahmen zu unternehmen bzw. mit Vertrauten darüber zu reden.
Nicht nur Opfer, sondern auch Täter? Immerhin 19 Prozent haben angegeben, auch schon selbst einmal „gemobbt“ zu haben. Aber der Prozentsatz derer, die eingreifen würden, wenn eine andere Person gemobbt wird, ist erfreulich hoch. 75 Prozent würden bei körperlichem Mobbing und Angriffen eingreifen, 65 Prozent bei sexuell motivierten Mobbing, 61 Prozent bei verbalen Mobbing (Beleidigung, rassistische Bemerkungen, Drohungen, Lügen verbreiten) und 33 Prozent bei Cybermobbing.
Mobbing Help-Hotlines
Sehr bekannt bei den Jugendlichen ist mit 48 Prozent „Rat auf Draht“ wie auch „Safer Internet“ mit 32 Prozent. Auch „Jugendzentren“ bieten Jugendlichen Hilfe – das nutzen 29 Prozent. Die „Kinder- und Jugendanwaltschaft“ ist nur 17 Prozent bekannt. Fast ein Viertel der befragten Jugendlichen kennt aber keine Beratungsstellen bzw. Hilfe-Plattformen.
„Fördert mehr psychologische Einrichtungen!“
Ganz wichtig ist, dass du dir Hilfe holst und über die Vorfälle sprichst. Denn nur so kann dir geholfen werden. Du bist nicht allein. Gemeinsam ist man stärker und findet bessere Lösungen.
Schau nicht weg!
Wenn du mit Mobbing im Berufsalltag konfrontiert bist, dann schau dir dieses interaktive Video an. Hier findest du wichtige Infos zum Umgang mit Mobbing.